Zum ersten Mal habe ich über Cooper Island vor der SPIEL’19 gehört und mir vorgenommen, das Spiel auf der Messe einmal unter die Lupe zu nehmen. Gesagt und getan, allerdings wurde schnell festgestellt, dass so laute Veranstaltung wie die SPIEL nicht unbedingt der perfekt Ort ist ein solch komplexes Euro Game wie Cooper Island vernünftig kennen zu lernen. Doch irgendwie hat es halbwegs geklappt und das Spiel wanderte in meine Einkaufstasche und heute, fast drei Jahre nach meinem Erstkontakt mit dem Spiel freue ich mich immer noch jedes Mal ungemein, wenn Cooper Island den Weg auf den Spieltisch findet.

Zugegeben, die 28 Seiten Anleitung sitzen auch nach der x-ten Partie noch nicht perfekt, so dass das Spiel einfach ausgepackt werden kann und sofort losgespielt werden kann, aber dies ist kein Problem von Cooper Island, sondern ein Problem was wohl jedes komplexe Spiel hat, was nicht mindestens einmal die Woche auf den Tisch kommt.

Dabei ist die Siegbedingung von Cooper Island ganz simpel: habe nach der fünften Runden die meisten Siegpunkte. Nun gut, dass man diese aus unterschiedlichen Bereichen generiert und man auch noch Minuspunkte bekommen kann, macht die Sache dann doch etwas komplizierter als Gedacht und zudem ist es gar nicht so leicht an Siegpunkt zu kommen, da es einem in den Runden immer an irgendetwas mangelt.

Schauen wir doch einmal grob darauf, was die Spielenden nach dem Aufbau gemäß der Aufbauregeln für die teilnehmende Spielerzahl erwartet. Wie schon geschrieben geht das Spiel über fünf Runden und jede der Runden ist in drei Phasen aufgeteilt.

In der ersten Phase, der Einkommensphase, wird mit Hilfe von Doppel-Landschaftsplättchen die eigene Insel erweitert und erkundet und darüber hinaus für Nachschub an Ressourcen gesorgt. Die zweite Phase, die Arbeiterphase, bringt nun einen Worker Placement Mechanismus ins Spiel. Reihum platzieren die Spielenden ihre Arbeiter auf den diversen Bereichen des Plans und führen anschließend die Aktion durch, die durch die Platzierung ausgelöst wird. So kommen die Spielenden an neue Landschaftsplättchen für Phase Eins, können Gebäude errichten die weitere Vorteile wie geringere Baukosten bringen, können Ruinen entfernen die den Bau einschränken und noch vieles mehr. Alle möglichen Aktionen zu nennen wäre an dieser Stelle deutlich zu komplex, dennoch ist eines klar, alles Aktionen kann man in einem Zug nie machen, da man zum einen nicht genug Arbeiter hat und zum anderen oftmals auf erforderliche Ressourcen fehlen um eine Aktion zu bezahlen.

Sobald alle Spielenden alle ihre Arbeiter platziert haben wird Phase Drei, die Aufräumphase eingeläutet. Hier müssen unter anderem die eigenen Arbeiter ernährt werden und man bekommt hier auch die eigenen Arbeiter wieder auf die Hand zurück um sie in der nächsten Runden in Phase Zwei wieder einsetzen zu können. Nach Runde Fünf folgt dann die Schlussabrechnung, von der ich bereits weiter oben geschrieben habe.

Dieser kurze Abriss des Spielablaufs kann natürlich nur sehr eingeschränkt einfangen, was Cooper Island so faszinierend macht. Für mich ist es ganz klar der ständige Mangel an irgendetwas im Spiel. Ständig überlegt man ob man noch eine bestimmte Aktion macht und dafür einen Mangel an Rohstoffen bei der Ernährung der eigenen Arbeiter riskiert. Oder man überlegt ob es sich lohnt einen Mitspielenden nun dafür zu belohnen, dass man die gleiche Aktion wählen möchte. Diese Vielzahl an Möglichkeiten samt ihrer Konsequenzen sind dabei allerdings sowohl eine Stärke des Spiels, aber zugleich sind sie auch die vielleicht größte Schwäche. Gerade in den ersten Partien ist man leicht überfordert damit zu erkennen welche Aktionen möglich sind und welche der möglichen Aktionen überhaupt Sinn machen. Doch einmal dahinter gestiegen ist dies eben auch die große Stärke. Es macht einfach Spaß zu tüfteln und zu grübeln welche Aktion am sinnvollsten ist und wie man seine limitierten Ressourcen am effektivsten einsetzt.

Ein Ausflug nach Cooper Island ist kein Spaziergang. Ein Ausflug nach Cooper Island erfordert mächtig Hirnschmalz. Ein Ausflug nach Cooper Island ist für mich genau deswegen immer wieder lohnenswert. Startet man diesen Ausflug mit einem fitten Kopf, raucht dieser nach der Partie ordentlich, aber es stellt sich eben auch eine zufriedene Form von Erschöpfung ein, bei der man, egal ob man gewonnen oder verloren hat, sich am Ende die Frage stellt, wann es wohl das nächste Mal nach Cooper Island um dann beim nächsten Ausflug noch effizienter mit seinen beschränkten Mitteln zu wirtschaften. 

Fakten

  • Name: Cooper Island
  • Autor: Andreas “ode.” Odendahl
  • Grafik: Javier “Inkgolem” Gonzáles Cava
  • Verlag: Frosted Games / Pegasus Spiele
  • Jahr: 2019
  • Art: Strategiespiel
  • Spieler: 2 – 4 Spieler
  • Spieldauer: ca. 75 – 150 Minuten
  • Alter: ab 12 Jahren

Unsere Wertung

Gnislew: 4.5 out of 5 stars (4,5 / 5)

Von Gnislew

Herausgeber von Blogspiele - Die ganze Welt der Spiele. Spiele so ziemlich alles was ich in die Finger bekommen egal ob analog oder digital.

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