Nachdem er für AMIGO bereits die sagenumwobene Stadt „Atlantis“ hat untergehen lassen, lässt Leo Colovini für Piatnik in „Venezia 2099“ nun ein Venedig der Zukunft untergehen. Dass die aus über 100 Inseln bestehende Stadt ein heißer Kandidat dafür ist irgendwann im Meer zu versinken ist ein offenes Geheimnis, umso interessanter ist es dieses Szenario einmal in einem Spiel umgesetzt zu sehen.

Rettet die Schätze

Ziel von „Venezia 2099“ ist es möglichst viele Schätze und sich selber vor dem Untergang zu retten. Doch dies ist gar nicht zu einfach, denn immer mehr Teile von Venedig versinken nach und nach im Wasser und auf den wenigen sicheren Stellen gibt es keine Schätze zu erbeuten. Und dann machen einem die Mitspieler auch oft genug einen Strich durch die eigenen Planungen.

Jedes Spiel ist anders

Will man sich nun an diese Aufgabe wagen und hat Mitspieler gefunden die mit einem in den Wettstreit um die Schätze treten wollen, muss zunächst das Spielbrett aufgebaut werden. Auf dem Plastikraster der Größe 8×8 werden die 64 quadratischen Plättchen zufällig ausgelegt. 16 dieser Plättchen sind sichere schwimmende Plattformen, 48 Plättchen zeigen allerdings Stadtteile Venedigs auf der einen Seite und Wasser auf der Rückseite.

Nun müssen die 60 Schatzplättchen nach Farben sortiert werden und neben dem Spielplan bereit gelegt werden.

Nun werden die 42 Prophezeiungskarten gemischt und an die Spieler verteilt. Bei drei Spielern erhält jeder Spieler 12 Karten, bei vier Spielern jeder neun und bei fünf Spielern bekommt jeder Spieler noch sieben Karten.

Nun entscheidet sich jeder Spieler noch für eine Farbe und alle bekommen neben den zwei Gondelkarten der entsprechenden Farbe bei vier oder fünf Spieler drei Spielfiguren und bei drei Spielern vier farblich passende Spielfiguren.

Im nächsten Schritt bekommt jeder Spieler noch Münze deren Wert um eins höher ist als die Anzahl der erhaltenen Karten.

Nachdem dann ein Startspieler bestimmt wurde platzieren die Spieler ihre Spielfiguren auf dem Spielplan. Beginnend beim Startspieler stellen die Spieler jeweils reihum eine Figur auf ein noch freies Feld. Auf jedem Feld, darf dabei nur ein eine Figur stehen und die Figuren müssen auf Feldern mit unterschiedlichen Zahlenwerten stehen. Wenn alle Figuren platziert sind kann das Spiel losgehen.

Drei Aktionen

Reihum führen die Spieler nun ihre Runden aus. Dabei stehen ihnen drei Aktionen zur Verfügung, von denen zwei freiwillige Aktionen sind und eine Aktion durchgeführt werden muss.

Die erste freiwillige Aktion ist dabei die Bewegung einer Spielfigur. Hier kann ein Spieler eine seiner Figuren ein oder mehrere Felder in eine beliebige Richtung bewegen. Dabei gilt allerdings zu beachten, dass auf jedem Feld nur ein Figur stehen darf. Auch darf die Figur nicht über Wasserfelder oder Felder gezogen werden auf denen bereits eine andere Figur steht.

Die zweite freiwillige Aktion erlaubt es einem Spieler einen Schatz zu kaufen. Dies geschieht, indem man eine bestimme Anzahl von Münzen auf das Plättchen legt, wo man einen Schatz kaufen möchte. Voraussetzung um einen Schatz zu kaufen, ist, dass auf dem Feld wo man einen Schatz kaufen will eine eigene Figur steht und der Preis richtet sich dann nach den dort bereits liegenden Münzen. Liegt noch keine Münze auf einem Plättchen kostet der Schatz eine Münze, liegt schon eine Münze dort kostet der Schatz zwei Münzen, liegen entsprechend schon drei Münzen aus, kostet der Schatz vier Münzen. Sprich, ein Schatz kostet immer eine Münze mehr, als auf dem Feld liegen.

Die dritte Aktion ist dann die Pflichtaktion. Hier muss eine der Prophezeiungskarten von der Hand ausgespielt werden. Dabei muss immer die niedrigste Karte ausgespielt werden. Anschließend versinkt das Stadtplättchen, das in Farbe und Wert mit der Prophezeiungskarte übereinstimmt. Hierzu wird das Stadtplättchen einfach umgedreht, so dass es die Wasserseite zeigt.

Lagen auf dem Stadtplättchen Münzen, kommen diese nun aus dem Spiel, stand dort eine Spielfigur, fällt diese ins Wasser und ist ebenfalls aus dem Spiel. Den Verlust der Spielfigur kann ein Spieler allerdings dadurch verhindern, dass er eine seiner Gondelkarten einsetzt. Macht er dies, wurde die Spielfigur vor dem Ertrinken gerettet und wird auf ein beliebiges freies Stadtplättchen gestellt. Die eingesetzte Gondelkarte kommt aus dem Spiel.

Gondelkarten die zweite

Gondelkarten haben allerdings noch eine zweite Funktion. In ihren Zügen können Spieler eine Gondelkarte auch dazu einsetzen um mit einer Spielfigur Wasser zu überwinden. Genau wie bei einer Rettungsaktion geht die Gondelkarte anschließend aus dem Spiel.

Schlusswertung

Sind alle Prophezeiungskarten gespielt, endet das Spiel. Nun kommt es zur Schlusswertung und es wird geschaut, wer die meisten Punkte erspielen konnte. Der Wert der Schätze ergibt sich dabei aus den noch ausliegen Stadtplättchen jeder Farbe. Ist nur noch ein Stadtplättchen nicht versunken ist ein Schatz der entsprechenden Farbe sechs Punkte wert, bei noch zwei vorhanden Stadtplättchen ist ein Schatz noch drei Punkte wert, bei drei Stadtplättchen noch zwei Punkte und liegen noch vier ober mehr Stadtplättchen offen aus, ist ein Schatz nur noch einen Punkt wert.

Nun gibt es noch Punkte für überlebende Spielfiguren. Für jede Figur bekommt der Spieler den Wert an Punkten gutgeschrieben den das Plättchen zeigt auf dem die Figur steht. Auf schwimmenden Plattformen werden keine Punkte erzielt und für X-Felder muss der Wert nach einem anderen Mechanismus ermittelt werden. Für diese Felder wird geschaut wie viele Plättchen der gleichen Farbe noch offen sind. Dieser Wert wird dann mit zwei multipliziert. Liegt also nur noch das X-Plättchen einer Farbe aus, bringt dies zwei Punkte. Liegen zum Beispiel noch drei Plättchen aus, dann sind es sechs Punkte.

Zuletzt gibt es für jede Münze die ein Spieler nicht ausgegeben hat einen Punkt und es wird geschaut, wessen Gesamtpunktzahl nun die höchste ist. Dieser Spieler ist der Sieger von „Venezia 2099“.

Gute Ideen

Leider konnte mich „Venezia 2099“ nicht vom Hocker hauen. Das Spiel bringt zwar einige gute Ideen mit, doch was mich gestört hat, ist das vieles im Spiel auf Glück passiert. Ja, ich kann absehen ob bestimmte Felder sicher sind oder ob diese gleich im Meer versinken, doch genauso kann ich dies für viele Felder nicht und bin auf das Glück angewiesen.

Ebenso stört es mich, dass es theoretisch möglich ist einen Spieler quasi aus dem Spiel auszuschließen, indem sich die Spieler darauf konzentrieren genau die Felder zu versenken wo sich ein bestimmter Spieler aufhält. In der Realität kommt dies vermutlich nie vor, doch in unseren Testrunden hat es öfters bestimmte Spieler erwischt als andere.

Auch, dass man erst relativ spät erkennen kann was die Schätze einer Farbe am Ende wert sind finde ich schade, denn hierdurch kauft man eigentlich ziemlich wahllos Schätze unterschiedlicher Farbe und hofft am Ende einfach darauf genug Punkte gesammelt zu haben.

Mit „Venezia 2099“ bekommt man also ein Spiel, das für Freunde von vielen Glücksfaktoren ist. Für Planer ist das Spiel definitiv nichts und auch die Freunde komplexerer Strategiespiele kommen hier leider nicht auf ihre Kosten. Gelegenheitsspieler können allerdings gerne einen Blick auf das Spiel werfen, dürfen sich dabei nur nicht von der nicht in allen Belangen perfekt geschriebenen Anleitung abschrecken lassen. Diese nutzt leider teilweise kompliziertere Worte als nötig.

So ist „Venezia 2099“ unter dem Strich ein durchschnittliches Spiel mit guten Ideen, die leider nicht überzeugend umgesetzt wurden. Mit „Atlantis“ hat Leo Colovini ja bereits bewiesen, dass er Spiele mit untergehenden Karten besser umsetzen kann, so dass „Atlantis“ für mich das bessere der beiden Untergangsspiele ist.

Fakten:

Titel: Venezia 2099
Autor: Leo Colovini
Grafik: Massimiliano Longo
Verlag: Piatnik
Erscheinungsjahr: 2014
Kategorie: Brettspiel
Spieler: 2 – 5 Spieler
Spieldauer: ca. 45 Minuten
empfohlenes Alter: ab 8 Jahren

Unsere Wertung:

Gnislew: 2.5 out of 5 stars (2,5 / 5)

Die Bildrechte für das Beitragsbild liegen bei Piatnik.

Von Gnislew

Herausgeber von Blogspiele - Die ganze Welt der Spiele. Spiele so ziemlich alles was ich in die Finger bekommen egal ob analog oder digital.

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