Das Crossmarketing der verschiedenen Unterhaltungszweige kennt keine Grenzen. Ob nun Bücher verfilmt werden oder Filme zu Computerspielen werden, alles ist möglich. Auch in der Brettspielwelt (nein, nicht die Internetseite), hat man den Trend erkannt, dass man mit bekannten Marken Geld verdienen kann und so wurde schon manches Buch und mancher Film zu einem Brettspiel. Seid den Internationalen Spieletagen 2010 in Essen haben Freunde des Gesellschaftsspiel mit „Der Pate“ eine weitere Möglichkeit ein mit einer Filmlizenz ausgestattetes Spiel zu spielen. Bei einer großen Marke wie „Der Pate“ stellt sich da natürlich die Frage, ob das Spiel der Filmvorlage gerecht wird.

Bei Michael Rienecks Spiel, erschienen im KOSMOS Verlag, kann man diese Frage eindeutig mit Ja beantworten. „Der Pate“ ist ein zugleich unterhaltsames wie zugängliches Spiel, das man gerne spielt. Dabei verspricht das große Spielbrett eigentlich mehr als das Spiel letztendlich ist, denn auf dem Spielplan in der Mitte des Tisches passiert bei „Der Pate“ noch das wenigste. Vielmehr spielt sich das Hauptgeschehen auf den kleineren Spielertableaus ab, die jeder Spieler erhält, denn im Grunde ist „Der Pate“ weniger ein klassisches Strategiepiel, als vielmehr ein durchdachtes Würfelspiel.

Wie gesagt, dass Spiel kommt mit einem großen Spielplan daher und dieser ist auch nicht ganz unnötig. Hier platzieren die Mitspieler ihre Mafiosi in unterschiedlichen Geschäften um so die Chance auf Einnahmen zu haben. Hier ist das Gefängnis, wo gefasste „Familienmitglieder“ ihre Strafe absitzen und hier ist der Hudson River, in dem getötete Gegner eiskalt versenkt werden. Auch wird hier der Fortschritt der Spieler in den Bereichen Ansehen und Einfluss dargestellt, was für einen möglichen Sieg nicht ganz unwichtig ist. Zwar gewinnt am Ende der Spieler, der das meiste Geld erwirtschaften konnte, doch bringt einem eine dicke Brieftasche gar nichts, wenn nicht die richtige Leiste bis zum Ende gefüllt ist. Doch was ist die richtige Leiste? Dies wird über Ereigniskarten definiert. Mit Beginn jeder Runde wird nämlich eine Ereigniskarte gezogen, die nicht nur ein besonderes Event eintreten lässt, sondern auch dafür sorgt, dass entweder der Stein für Ansehen oder der für Einfluss auf der sogenannten K.O.-Leiste einen Schritt nach oben macht. Der Stein der dann als erster das Zielfeld der K.O.-Leiste erreicht bestimmt darüber in welcher Leiste die Spieler das Ziel erreicht haben müssen um nach den sieben Runden die gespielt werden überhaupt eine Chance auf den Sieg zu haben.

Eine Spielrunde sieht dabei wie folgt aus. Wie gerade erwähnt, wird zu Beginn einer Spielrunde eine Ereigniskarte gezogen, dass beschriebene Ereignis abgehandelt und der entsprechende Stein auf der K.O-Leiste bewegt. Danach beginnen die Züge der bis zu vier Mitspieler und der Würfelpart von „Der Pate“. Mit vier Würfeln, in den Farben rot, grau, schwarz und weiß, führt jeder Mitspieler nun reihum drei Würfe aus und bestimmt so darüber was in seinem Zug passiert.

Der erste Wurf entscheidet dabei zunächst über das erzielte Einkommen aus illegalen Geschäften. Dazu ist nur der gewürfelte Wert wichtig, denn dieser Entscheidet darüber welches Geschäft Gewinn abwirft. Die Geschäfte selbst sind auf dem Spielplan abgedruckt und werden von den „Familienmitgliedern“ der Mitspieler geführt. Wer nun eine Figur in einem Geschäft mit der entsprechenden aufgedruckten Ziffer stehen hat, bekommt Geld. Ein Würfel ist danach schon aus dem Spiel und nun wird erneut gewürfelt. Diesmal nur noch mit drei Würfeln und ab nun bestimmt die Farbe des gewählten Würfels darüber, welche Aktion durchgeführt wird. Hat man sich für eine Aktion entschieden, würfelt man danach noch einmal mit zwei Würfeln und entscheidet sich für eine der beiden Möglichen Aktionen. Der letzte Würfel wird danach nicht noch einmal gewürfelt, sondern auf das entsprechend farbige Feld gelegt.

Durch diese Mechanik bekommt das Spiel eine gute Mischung aus Taktik und Glück spendiert. Schon mit dem ersten Wurf muss ich mich entscheiden, auf welche Möglichkeiten ich mit meinen weiteren Würfen verzichten möchte und so kommt es vor, dass man beim ersten Wurf vielleicht auf ein paar Tausend Dollar illegal verdientes Geld verzichtet, da man genau den Würfel, der gerade großen Reichtum verspricht für eine andere Aktion besser gebrauchen kann. Vorausdenken ist hier angesagt!

Auf den ersten Blick mögen die verschiedenen Möglichkeiten auf einen vielleicht erdrückend und undurchschaubar wirken, doch bereits nach einer Runde hat man die Spielmechanik verstanden. Vor allem Vielspieler sollten die Mechanik schnell durchschaut und verstanden haben. Und was soll man sagen, mich hat diese Mechanik auf ganzer Linie überzeugt. Zwar kann man während der Züge der Mitspieler nichts gegen die gegnerischen Aktionen unternehmen, dafür lassen es die Optionen zu während des eigenen Spielzuges sich an den Mitspieler für eventuelle fiese Aktionen zu rächen. Selbst wenn man mal in die Situation kommt, dass man keine Figuren mehr in den Geschäften hat, bietet „Der Pate“ genug Optionen auch anders an Geld zu kommen oder wieder bei den illegalen Geschäften Fuß zu fassen. Ein Spielbrett ohne eigene Figuren bedeutet bei „Der Pate“ somit nicht das schnelle Aus im Kampf um den Sieg, ein Kunststück, dass nicht jedem Spiel gelingt.

Über die eingebundene K.O.-Leiste bringt das Spiel einen interessanten weiteren Faktor mit ein. Da man immer ein Auge darauf haben muss seine beiden persönlichen Leisten Ansehen und Einfluss weiter nach vorne zu bringen, gilt es für die Spieler auch in diesem Bereich taktisch zu handeln und über die Platzierung der eigenen Würfel nachzudenken. Ein wildes und gedankenloses platzieren der Würfel wird so verhindert. Auch hat diese Mechanik zur Folge, dass die Spieler finanziell nicht zu weit auseinanderdriften, da ein einfaches „nur auf Gewinn spielen“ nicht möglich ist. Bis zum Finale bleibt „Der Pate“ somit spannend.

Aus meiner Sicht ist Michael Rieneck mit „Der Pate“ eine wirklich gute Umsetzung der Filmtrilogie gelungen. Eine einfache, aber packende Spielmechanik, die tolle optische Aufmachung und das umfangreiche Spielmaterial machen „Der Pate“ zu einer echten Kaufempfehlung.

Fakten:

  • Titel: Der Pate
  • Autor: Michael Rieneck
  • Grafik: Franz Vohwinkel
  • Verlag: KOSMOS Verlag
  • Erscheinungsjahr: 2010
  • Kategorie: Brett-/Würfelspiel
  • Spieler: 2 – 4 Spieler
  • Spieldauer: ca. 60 Minuten
  • empfohlenes Alter: ab 12 Jahren

Unsere Wertung:

Gnislew: 4.5 out of 5 stars (4,5 / 5)

Von Gnislew

Herausgeber von Blogspiele - Die ganze Welt der Spiele. Spiele so ziemlich alles was ich in die Finger bekommen egal ob analog oder digital.

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