Nach „Venedig 2099“ kam mit „Golden Horn“ vor kurzem ein weiteres Spiel von Spieleautor Leo Colovini auf den Tisch. Nachdem das Spiel um den Untergang Venedigs nur guter Durchschnitt war, war ich gespannt, was „Golden Horn“ zu bieten hat.

Erfolgreiche Kaufleute

In „Golden Horn“ übernimmt jeder der zwei bis vier Spieler die Rolle eins Kaufmanns aus Venedig. Jeder Spieler versucht in dieser Rolle mit seinen Schiffen möglichst viele Waren von Venedig nach Konstantinopel zu transportieren. Doch Vorsicht, auf der Route stehen einem nicht nur die Schiffe der anderen Mitspieler im Weg, auch kann es vorkommen, dass sich Piraten über die geladene Ware hermachen.

Basteln

Bevor „Golden Horn“ zum ersten Mal gespielt werden kann, steht erst einmal eine Bastelstunde an. Es müssen nämlich zunächst die zwölf Schiffe und die vier Warenhäuser zusammengebaut werden. Die Anleitung widmet dem Zusammenbau eine Seite, so dass die Warenhäuser und Schiffe zügig konstruiert sind, Abzüge gibt es allerdings für das Material selbst. Zumindest in meinem Exemplar waren die Stanzbögen nicht perfekt verarbeitet, so dass leider die oberste Papierschicht an einigen Stellen leider gerissen ist, was zum Glück bei den fertigen Schiffen nicht mehr wirklich auffällt.

Modularer Streckenaufbau

Sind diese einmaligen Vorbereitungen abgeschlossen, geht es an den Aufbau der bei jeder Partie fällig ist. Je nach Spielerzahl wird nun der Seeweg ausgelegt, der bei zwei Spielern natürlich kürzer ist als bei vier Spielern. In der zwei und vier Spielervariante ist Seeweg zwischen Venedig und Konstantinopel zusätzlich mit Modone als Zwischenhafen versehen. Der Aufbau des Spiels funktioniert leider auch bei wiederholten Partien immer nur mit einem Blick in die Anleitung, da die Anordnung strickt nach Vorgabe erfolgen muss und man diese vermutlich nur dann auswendig kennt, wenn man das Spiel sehr häufig spielt.

Liegt der Seeweg fertig aus, muss noch das restliche Material verteilt werden. Jeder Spieler nimmt sich dazu die drei Schiffe und das Warenhaus mit dem Wappen seiner Wahl und verteilt seine Schiffe anschließend beliebig auf die Starthäfen Venedig und Konstantinopel.

Die farbigen Holzwürfel, die die Waren repräsentieren, werden alle in den beiliegenden Stoffbeutel gesteckt und dieser gut geschüttelt. Anschließend werden an die beiden Häfen jeweils neun Warenwürfel gelegt. Dies ist der Vorrat der beiden Lager in den Häfen.

Nun müssen noch die Spielkarten gemischt werden, von denen jeder Spieler anschließend fünf Karten erhält und die er verdeckt auf die Hand nimmt. Die restlichen Karten stellen den verdeckten Nachziehstapel da.

Schifffahrt

Nun kann das Spiel beginnen. Der älteste Spieler am Tisch nimmt sich die Startspielerfigur und beginnt die Partie „Golden Horn“. Ein Zug besteht dabei immer aus zwei Aktionen. Zunächst gibt es die freiwillige Aktion „Piraten losschicken“. In dieser Aktion darf ein Spieler eine Ware von einem fremden Schiff klauen, wenn er zwei Karten ausspielt, die jeweils mit einer Segelfarbe des betroffenen Schiffes übereinstimmen.

Anschließend folgt die zweite Aktion, die eine Pflichtaktion ist. In dieser Aktion muss der Spieler ein eigenes Schiff bewegen. Hierbei gelten folgende Regeln.

  • Pro Zug wird genau ein Schiff bewegt
  • Ein Schiff darf die Richtung nicht wechseln, fährt also immer von Venedig nach Konstantinopel bzw. andersherum
  • Mit Ausnahme der Hafenstädte darf auf jeden Feld immer nur ein Schiff stehen

Startet die Bewegung eines Schiffes in Venedig oder Konstantinopel, lädt der Spieler alle ausliegenden Waren einer Farbe auf sein Schiff. Dabei dürfen allerdings nur Farben gewählt werden, die nicht in den Segeln des Schiffes vorkommen. Nach Verladung der Waren füllt der Spieler auch sofort wieder den entsprechenden Hafen auf. Hierzu zieht er die entsprechende Anzahl an Warenwürfeln aus dem Stoffbeutel und legt diese zur entsprechenden Stadt.

Hat man sich entschieden welches Schiff man bewegen will und hat gegebenenfalls Waren verladen, muss noch bestimmt werden wie weit sich ein Schiff bewegt. Grundsätzlich zieht ein Schiff immer auf das nächste Feld in Fahrtrichtung, ist dieses Feld besetzt wird das Schiff auf das nächste freie Feld bewegt.

Das Zielfeld eines Schiffes entscheidet dann darüber wie weiter verfahren wird. Stimmt die Farbe eines Feldes mit der Farbe eines der Segel des Schiffes überein, darf das Schiff ein Feld (oder wenn das nächste Feld besetzt ist auch mehrere) weiter ziehen. Stimmt die Farbe nicht mit einem Segel überein endet die Bewegung. In diesem Fall, hat der Spieler allerdings die Chance mit seinen Handkarten einzugreifen und so dafür zu sorgen, dass sich das Schiff doch weiter bewegt. Indem der Spieler eine Karte ausspielt deren Farbe mit der des Feldes übereinstimmt sorgt er dafür, dass sein Schiff nun entsprechend der Regeln weiterfährt. Dabei darf ein Spieler auch mehrere Karten pro Zug einsetzen um weiter zu kommen.

Erreicht ein Schiff einen der Häfen, endet der Zug, wobei in Modone die Sonderregel gilt, dass hier ein Zug nur endet, wenn auch ein Liegeplatz frei ist. In Venedig und Konstantinopel werden dann die geladenen Waren entladen und im eigenen Warenhaus platziert.

Erreicht ein Schiff einen der Häfen bekommt der Spieler auch neue Karten. Für ein Schiff mit einem dreifarbigen Segel gibt es eine neue Karte, für ein Schiff mit zweifarbigen Segel gibt es zwei Karten und bei einfarbigen Segeln gibt es drei Karten. Ein Handkartenlimit gibt es nicht, wodurch Spieler durchaus mehr als die fünf Karten vom Anfang auf der Hand haben können.

Zwei Möglichkeiten fürs Spielende

„Golden Horn“ endet, sobald eine von zwei Bedingungen eingetreten ist. Zum einen endet das Spiel, wenn in einem der beiden Ausgangshäfen keine Waren mehr vorhanden sind. Natürlich nur dann, wenn nicht noch aus dem Beutel Waren nachgelegt werden können. Das zweite Ende kann von einem Spieler eingeleitet werden, der von jeder der sechs Warenfarben je mindestens einen Warenwürfel in seinem Lager liegen hat. In beiden Fällen wird die aktuelle Runde noch zu Ende gespielt.

Anschließend kommt es zur Schlusswertung. Waren auf den Schiffen bringen dabei keine Punkte, jede Ware im Lager einen Siegpunkt. Zusätzlich für einen Satz mit vier verschiedenen Waren einen Punkt, einen Satz mit fünf verschiedenen Waren zwei Punkte und für einen Satz mit sechs verschiedenen Waren vier Punkte. Natürlich kann eine Ware nicht für unterschiedliche Sätze verwendet werden. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt dann die Partie „Golden Horn“.

Durchwachsenes Spielerlebnis

„Golden Horn“ konnte mich leider nicht überzeugen. Zugegeben die Spielidee ist gut, die Umsetzung und der Spielspaß leider nicht allzu groß. So stört es mich, dass die Schiffe und der Seeweg auf dem Tisch zwar gut aussieht, die Übersicht allerdings dabei nur schwer zu erhalten ist. Oft sucht man die Schiffe mit seinem Wappen und muss genau schauen welche Farbe auf den Wappen ist. Auch ist es etwas fummelig die Waren in und aus den Schiffen zu bekommen. Gut hingegen finde ich den Ablauf und die Möglichkeiten die sich einem Spieler bieten. Man muss schon überlegen, ob es sich lohnt zwei seiner Karten dazu einzusetzen um eine Ware zu klauen oder ob man sich Karten aufhebt um sie dazu zu benutzen sein Schiff schneller vorwärts zu bewegen. Auch macht es Sinn genau darüber nachzudenken welches Schiff man bewegt. Durch geschickter platzieren seiner Schiffe, kann man nämlich durchaus gute Vorarbeit leisten um ein anderes Schiff in einem Zug weit über die See fahren zu lassen.

Schade wiederum ist es, dass das Material nicht perfekt verarbeitet wurde. Auch ist es fast schon ein „Tetris“-Spiel alle Schiffe und Lager zusammengebaut wieder in der Schachtel zu platzieren.

Unter dem Strich ist „Golden Horn“ somit leider ein Spiel, was bei mir nicht so schnell wieder auf den Spieltisch kommt. Leo Colovini hatte zwar eine prima Idee, doch die unübersichtliche Umsetzung trübt den Spielspaß für mich doch sehr stark. Wer über diese Schwäche besser hinwegsehen kann als ich, bekommt mit „Golden Horn“ allerdings ein solides Spiel und ist durchaus mal einen Blick wert.

Fakten:

Titel: Golden Horn
Autor: Leo Colovini
Grafik: Marko Fiedler
Verlag: Piatnik
Erscheinungsjahr: 2013
Kategorie: Brettspiel
Spieler: 2 – 4 Spieler
Spieldauer: ca. 45 Minuten
empfohlenes Alter: ab 8 Jahren

Unsere Wertung:

Gnislew: 2 out of 5 stars (2 / 5)

Die Bildrechte für das Beitragsbild liegen bei Piatnik.

Von Gnislew

Herausgeber von Blogspiele - Die ganze Welt der Spiele. Spiele so ziemlich alles was ich in die Finger bekommen egal ob analog oder digital.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.