Gestern um 18:00 Uhr gingen die 27. Internationalen Spieletage in Essen zu Ende. Wie immer war die Messe ein voller Erfolg, besuchten doch mehr als 150000 Menschen die Veranstaltung. Auch ich habe mich von Donnerstag bis Samstag in den Hallen der Messe Essen aufgehalten und dabei einige der Neuheiten antesten können.

Am Donnerstag war der erste Stop Ravensburger. Der erste Titel der auf den Spieltisch kam war dort Donna Leon – Gefährliches Spiel. Der Titel hat weder mich, noch meine drei Mitspieler überzeugen können. Mein Kommentar auf die Frage eines Erklärers wie uns denn das Spiel gefallen hat: „Am besten nehmt ihr die Produktion und schmeißt das Spiel direkt in einen Altpapiercontainer.“ Die Spielmechanik über den Spielplan zu ziehen und sich verdeckte Kärtchen zu merken ist zwar schnell verstanden, nur macht das ganze einfach keinen Spaß. Es gibt kaum taktische Möglichkeiten und im Endeffekt gewinnt der Spieler, dem es gelingt die meisten Kärtchen zu bewandern und sich die verdeckten Personen zu merken um, durch das Aufdecken von Verdächtigen und Informanten an Siegpunkte zu kommen.

Als nächstes kam Make’n Break Challenge auf den Tisch. Wie es in den Spielebranche so üblich ist, bekommt auch diese erfolgreiche Franchise eine Erweiterung. Dabei ist Make’n Break Challenge allerdings ein eigenständiges Spiel. Ziel ist es im Duell eins gegen eins schnellstmöglich die vorgegebene Konstruktion zu errichten. Die einzelnen Konstruktionen sehen auf den ersten Blick zwar nicht gerade kompliziert aus, da man aber nicht direkt mit den Händen losbauen kann, sondern eine überdimensionale Pinzette benutzen muss, macht dies den Bau etwas schwieriger. Die Spielidee ist okay und macht durchaus Spaß und wer Make ’n‘ Break mochte, wird auch Make’n Break Challenge mögen.

Der dritte Titel, der bei Ravensburger gespielt wurde, war Macao. Bei diesem strategischen Handelsspiel steht der geschickte Umgang mit den ausliegenden Aktionskarten und die clevere Nutzung der Aktionssteine im Vordergrund um an Ende mit den meisten Siegpunkten dazustehen und das Spiel für sich zu entscheiden. Trotz eines Glückselements bei der Bestimmung der wählbaren Aktionssteine, bestimmt Fortuna nie den Spielablauf. Zumal man bei Macao nicht auf eine Strategie festgelegt ist und es verschiedene Möglichkeiten gibt an Siegpunkte zu gelange, entwickelt sich ein spannender Kampf um die Krone.

Nächste Station des ersten Tages war AMIGO. Hier wurden zwei Spiele getestet. Der erste Titel war die Neuheit Atlantis. Bei diesem Spiel geht es darum die drei Bürger in seiner Spielfarbe über eine einstürzende Brücke ans Festland zu bewegen und dabei möglichst viele Siegpunkte zu erlangen. Das ganze spielt sich ein wenig wie der Ravensburger Klassiker Verflixxt! und fordert durchaus die grauen Zellen. Auf den ersten Blick sieht das Spiel zwar eher simpel raus, doch der Teufel sitzt im Detail. Hier muss jede Bewegung durchdacht sein um am Ende auch wirklich die meisten Punkte zu haben.

Der andere angespielte Titel war Meschugge. Dieses schnelle Kartenspiel basiert auf einem psychologischen Test, in dem es Wort in einer anderen Farbe geschrieben wurde und die Testperson dann entweder die Farbe oder das Wort richtig benennen muss. In Meschugge muss nun entsprechend einem Würfelwurf die passende Karte zur ausgelegten Aktionskarte legen. Eine Runde dauert kaum 20 Minuten, macht in der richtigen Besetzung allerdings viel Spaß. Dabei ist es erstaunlich, wie schnell trotz größter Konzentration Fehler passieren.

Nach einer Erkundungsrunde über die Messe, ging es schlussendlich an den Stand von Goldsieber. Nachdem ein Tisch gesichert wurde, kam Psycho-Pet auf den Tisch. Hierbei geht es darum, verschiedene Tiere zu therapieren und für die geheilten Patienten Punkte zu kassieren. Dabei werden Karten ausgelegt und jeder Spieler muss entscheiden ob er sich diese Karten sichern will oder ob man zockt. Sobald eine zweite Karte einer Art aufdeckt wird, bekommt endet die Aufdeckrunde. Wer keine Karten gesichert hat, hat dann Pech gehabt. Alle anderen Spieler erhalten im nächsten Schritt für die gesicherten Karten Therapiepunkte, die die durch verschiedene Felder auf dem Spielbrett noch aufgestockt werden können. Psycho-Pet it meiner Meinung nach ein einfaches, aber interessantes Spiel, welches schnell erlernt ist und Spaß macht.

Nach dem Spiel ging ich noch eine Runde shoppen und der erste Messetag war auch schon beendet.

Der zweite Tag startete mit einer Proberunde Albion. Wurde am Vortag schon eine AMIGO-Neuheit angetestet, war dies nun der zweite große Titel dieses Verlags, der gespielt wurde. Albion hat mir richtig gut gefallen. Das Strategiespiel kommt ohne einen Handelsfaktor zwischen den Mitspielern aus, bringt aber durch andere Spielelemente genug Interaktion zwischen Spielern, so dass man schön seine eigene Züge planen kann und dennoch Einfluß auf die Spielzüge der Mitspieler nehmen kann. Angesiedelt ist Albion in Großbritannien, in der Zeit, in der die Römer versuchen das Land zu erobern. Und auch wenn wir Albion in einer Viererrunde gespielt haben, bin ich mir sicher, dass sich, auf Grund des fehlenden Handelselement das Spiel auch gut zu zweit spielen lässt.

Als passionierter Magicspieler stand danach ein Blick auf das Angebot der Trading Card Games auf dem Programm. Ziel war es einfach einmal zu sehen, was der große Markt an Trading Card Games so hergibt, wobei von vorne herein schon klar war, dass das Spiel der Wahl Magic bleibt.

Was „richtiges“ wurde dann beim Heidelberger Spieleverlag gespielt. Hier ließ ich mir Tannhäuser erklären. Dieses militärische Strategiespiel ist sicher nicht jedermanns Falls, durch das in einer Fantasywelt angesiedelte Szenario, wirkt es allerdings trotz menschlicher Soldaten nicht brutaler oder fragwürdiger als ähnlich ausgerichtete Spiele mit Orks, Zwergen und Co.

Bei der Alderac Entertainment Group wurde der interessante Titel Infinite City gespielt. Hierbei muss eine Stadt gebaut werden und die eigenen Spielsteine müssen platziert werden. Jeder Karte hat dabei Sonderfunktionen und ermöglicht es zum Beispiel bereits gespielte Steine wieder zu entfernen oder auch eine weitere Karte zu spielen. Insgesamt ist Infinite City ein sehr kurzweiliges Spiel, allein der Preis von 30 € hat mich davon abgehalten den Titel in meine Tasche wandern zu lassen. Für ein paar Holzstifte und Pappkarten erschien mir das etwas zu teuer.

Bei Abacus bzw. dv Games wurde Gonzaga gespielt. Die Erklärung zog sich leider etwas hin, da man am Stand zu dem Zeitpunkt als wir dort spielen wollten etwas unterbesetzt waren. Das eigentliche Spiel überzeuge aber durch seine taktische Tiefe. Im Prinzip geht es darum vorgebene Teile geschickt in den europäischen Ländern zu platzieren um an Siegpunkte zu gelangen, wobei die unterschiedlichen Steine festlegen wo und wie man legen kann.

Nach dieser Runde wurde abermals geshoppt. Und dann war der Messetag auch schon vorbei.

Mein dritter und letzter Messetag sollte im Zeichen der Zwei-Spieler-Spiele stehen. Ich bin immer auf der Suche nach Spielen, die sich besonders gut mit zwei Spielern spielen lassen und im Laufe des Tages sollte sich herausstellen, dass man hier wirklich gute Spiele finden kann.

Der Tag fing aber erstmal bei der Alderac Entertainment Group an, dort, wo gestern Infinite City gespielt wurde. Heute wurde allerdings The Adventurers. Das Spiel ist eigentlich ein simples Würfelspiel, dass seine einfache Spielmechanik allerdings geschickt hinter dem von Indiana Jones inspirierten Setting.

Beim Heidelberger Spieleverlag spiele ich anschließend Krysis. Dieser Titel macht den Spieler zum Chef einer Bergbaugesellschaft und zusammen mit seinen Kämpfern und Transportern versucht jeder Spieler möglichst viele Diamanten in sein Lager zu bringen. Gerade mit drei oder vier Spielern macht dieser Titel Spaß.

Mein Messehit habe ich dann in der selben Halle gefunden, das Zwei-Spieler-Spiel Day & Night. Selten habe ich einen so durchdachten, ausgeglichenen und fordernden Titel gesehen. Im Grunde es darum zwei Mal neun seiner eigenen Plätchen in eine zusammenhängende Lage zu bringen um das Spiel zu gewinnen. Um dies zu erreichen spielt man Handkarten, die verschiedende Funktionen auslösen. Dabei muss man nicht nur auf die eigenen Plätchen achten, sondern es macht auch durchaus Sinn die Plächen des Mitspielern genau zu analysieren.

Ein weiterer Zwei-Spieler-Hit ist Avalam, welches es bei Asmodee gibt. Avalam ist wohl das Spiel mit den einfachsten Regeln, die man sich vorstellen kann. Doch trotz der einfachen Regeln ist Avalam ein extrem forderndes Spiel. Wer Strategiespiele mag, kommt an diesem Titel auf keinen Fall vorbei, zudem der Preis äußerst fair ist. 22 € für ein robostes, schwarz lackiertes und extravagant geformtes Spielbrett, samt gut verarbeiteter Holzfiguren!

Gepackt hat mich auch Dungeon Twister – Prison. Ein Zwei-Spieler-Dungeon-Strategiespiel ist einfach perfekt für jemanden wie mich. Das Spiel überzeugt mit einer tollen Spielmechanik, großen taktischen Möglichkeiten und einer tollen Ausstattung. Dungeon Twister – Prison ist wirklich ein sehenswerter Titel und bereichert die Welt der Fantasyspiele um einiges.

Bei Adlung Spiele habe ich auch noch einige Kartenspiele zeigen lassen und musste auch dieses Jahr feststellen, dass dieser Verlag es einfach versteht gute Kartenspiele zu machen. Hier ist wirklich für jeden Geschmack etwas dabei, eine ausführliche Erklärung der Titel erspare ich mir an dieser Stelle.

Zum Ende des Messetages habe ich meine abschließenden Einkäufe gemacht und der Spielturm 2009 wird dieses Jahr so groß sein, wie seit Jahren nicht mehr. Dachte ich Donnerstags noch, dass 2009 kein guter Spielejahrgang ist, wurde ich am Ende eines besseren belehrt. Anders als in den letzen Jahren, waren die Spieleperlen dieses Jahr einfach nur besser versteckt!

Von Gnislew

Herausgeber von Blogspiele - Die ganze Welt der Spiele. Spiele so ziemlich alles was ich in die Finger bekommen egal ob analog oder digital.

3 Gedanken zu „SPIEL ’09: Volle Tische, tolle Spiele“
  1. Ich muss dir zustimmen, auch ich dachte im Vorfeld, dass ich nicht so zuschlagen werde wie letztes Jahr und wurde eines Besseren belehrt. Nun stehen wieder acht Spiele auf meinem Tisch und drei sind noch im Schrank als Geschenke für Geburtstag und Weihnachten verstaut.

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